Schiris lernen auch fürs Leben
Die Schiedsrichter Markus Holtmann (links, TuS Ascheberg) und Jannik Schulze Hillert (BW Ottmarsbocholt) pfeifen jetzt in der Landesliga. Foto: Westfälische Nachrichten vom 25.07.2012 |
Dass sie es einmal in die Landesliga schaffen würden, hätten Markus Holtmann (20) und Jannik Schulze Hillert (21) früher nicht gedacht. Dafür reichten ihre Fußballkünste einfach nicht aus. Jetzt haben es die Nachwuchsleute doch gepackt – als Schiedsrichter.
In der letzten Spielzeit gehörten Holtmann (TuS Ascheberg) und Schulze Hillert (BW Ottmarsbocholt) zum „Team D“ des Schiedsrichter-Kaders in Kaiserau. Bei sieben Bezirksliga-Spielen standen sie unter Beobachtung – und machten dabei einen guten Eindruck. Dazu absolvierten sie in einem Jahr drei Leistungsprüfungen mit Regelfragen und Laufübungen. Zusammen mit 13 anderen Schiedsrichtern aus dem 70er-Kader packten sie schließlich den Sprung in die Landesliga.
Das erste Mal griffen beide im Jahr 2006 zur Pfeife. Als B-Jugendliche leiteten sie Spiele der A-Jugend. Nicht einfach für die Beiden: „Jeder erwartet natürlich, dass man alles auf Anhieb kann, aber man muss auch erst einmal seine Linie finden“, erklärt Schulze Hillert. „Alles läuft in Echtzeitgeschwindigkeit ab, ganz anders in der Theorie“, ergänzt Holtmann. Bei den Senioren pfiff er bereits mit 16 Jahren, sein Kollege Schulze Hillert folgte mit 17. „Je höher du kommst, desto höher ist auch die Akzeptanz“, findet Holtmann. „Die Spieler denken sich, dass der Schiri nicht umsonst in der Liga pfeift.“
Ein guter Unparteiischer braucht laut Holtmann „Persönlichkeit und Ausstrahlung“. Schulze Hillert fügt hinzu: „Natürlich sollte er die Spielregeln beherrschen und zuverlässig sein. Dabei sollte er einen gesunden Abstand zu den Spielern haben, aber gleichzeitig keine Arroganz zeigen.“ Diese Fähigkeiten kommen beiden auch abseits des Platzes bei ihren Ausbildungen zugute. Schulze Hillert ist bei der LVM-Versicherung, Holtmann als Industriekaufmann bei Continental angestellt. „Man kommt viel mit Menschen in Kontakt und lernt mit schwierigen Situationen umzugehen“, beschreibt Schulze Hillert die Vorteile des Schiri-Lebens.
Für die neuen Aufgaben haben die Referees ihr Trainingspensum noch einmal etwas hochgeschraubt. Während der Ottmarsbocholter mit der Zweiten von BWO möglichst viele Einheiten mitmachen will, hält sich Holtmann durch regelmäßiges Joggen fit. In der Landesliga erleichtern ihnen Linienrichter die Arbeit. Aber die Unparteiischen müssen sich erst umgewöhnen, weil sich jetzt ihre Laufwege ändern. „Man läuft mehr diagonal über den Platz, der Ball sollte zwischen Assistenten und Schiri sein“, erklärt Schulze Hillert. Er und Holtmann sind nun in „Team C“ aufgerückt – ihr Pensum beim Verband bleibt gleich. Wie soll es jetzt weitergehen? Da sind sich beide einig: „Wenn es noch weiter nach oben gehen sollte, wär es schön. Aber wir haben da keinen Druck, es gibt auch noch andere schöne Dinge als Fußball.“
Quelle: Westfälische Nachrichten vom 25.07.2012